Mit
der Jugend vorangehen: Der synodale Weg und die Kultur der Begegnung - oder:
Zum Abschluss der Jugendsynode im Oktober 2018 in Rom
Mit
einem Gottesdienst im Petersdom ging heute die XV. Generalversammlung der
Bischofssynode nach insgesamt 26 Tagen zu Ende. Mit dem im Verlauf der
Eucharistiefeier vorgetragenen ‚Botschaft der Synodalen an die Jugend‘ wurde
auch das zweite Dokument dieser Bischofssynode eingebracht, nachdem gestern
bereits das Synodale Abschlussdokument samt den Abstimmungsergebnissen
veröffentlicht wurde. Beim Einzug sehe ich zuvorderst in der Prozession viele
Gesichter der jungen Auditor*innen. Und sie rufen mir noch einmal einige ihrer
Geschichten und Zeugnisse der vergangenen dreieinhalb Wochen in Erinnerung, die
mir durch ihre eigenen Berichte oder Zitate der Bischöfe in den
Pressekonferenzen und Interviews nahegekommen sind.
Papst
Franziskus stellt noch einmal in seiner Predigt (im Video ab der 35.Min) und später dann im Verlauf
seiner Ansprache zum Angelusgebet das ‚Zuhören‘ in den Fokus seines
Synodenrückblickes:
„Mit dieser grundsätzlichen Haltung des Zuhörens haben wir versucht, die Realität zu lesen, die Zeichen unserer Zeit zu erfassen. Eine gemeinschaftliche Einsicht, die im Lichte des Wortes Gottes und des Heiligen Geistes gemacht wurde.“ (Ebd.; eigene Übersetzung)
Und
ähnlich wie bereits in seiner Abschlussansprache zur Familiensynode des Jahres
2015 die 'Diversität und Einheit in der Synodalität' ('La diversità e la unità nella synodalità')
als Besonderheit, ja Schatz der katholischen Kirche betont wurde, ist es auch
gerade diese Erfahrung, die Papst Franziskus nun zum Ende der Jugendsynode mit
weniger abstrakten Worten zum Ausdruck bringt:
"Das ist eines der schönsten Geschenke, die der Herr an die katholische Kirche macht, nämlich Stimmen und Gesichter aus den unterschiedlichsten Realitäten zu sammeln und so eine Interpretation zu versuchen, die den Reichtum und die Komplexität der Phänomene berücksichtigt, immer im Lichte des Evangeliums. So wurden wir in diesen Tagen damit konfrontiert, wie wir gemeinsam durch viele Herausforderungen gehen, wie die digitale Welt, das Phänomen der Migration, den Sinn für Körper und Sexualität, das Drama von Kriegen und Gewalt." (eigene Übertragung)
Dass
die jeweils zum Ende gefundenen Formulierungen zu einigen Absätzen des
Abschlussdokumentes ‚Kompromisstexte‘ waren, um nicht trotz, sondern wegen der
kulturellen Vielfalt und Besonderheiten der Ortskirchen einen gemeinsamen
Abschlusstext formulieren zu können, darauf weisen die unterschiedlichen
Abstimmungsergebnisse hin, aber auch die ein oder andere Stimme von Seiten der
deutschen Delegation, die entweder die Schönheit und Kraft der ursprünglichen Abschlusstextvorlage in den letzten Tagen schwinden sahen oder aber sich an
manchen Stellen auf Westeuropa bezogen deutlichere Aussagen gewünscht hätten,
wie es Thomas Andonie gestern in diesem Blog und am Abend in einer umfangreichen Stellungnahme noch einmal zum Ausdruck brachte.
Und
dennoch: Für mich, der ich mit Freude – und im Blick auf das nächste Zitat darf
ich auch sagen: bei einem Glas Riesling-Weißwein – das Dokument wahrnehme, ist
wahrlich einiges sehr ‚Fruchtbares‘ zusammengekommen, was gerade auch für die
deutschsprachigen Orts- und Teilkirchen mehr als nur einen kleinsten gemeinsamen
Nenner darstellt, mit dem man vor Ort gar nichts mehr anfangen könnte. Ganz im
Gegenteil – und wieder mit den Worten von Papst Franziskus gesagt:
"Die Früchte dieser Arbeit sind bereits ‚gärend‘, gleich dem Traubensaft in den Fässern nach der Ernte. Die Synode der Jugend war eine gute Ernte und verspricht guten Wein. Aber ich möchte sagen, dass die erste Frucht dieser synodalen Versammlung genau am Beispiel einer Methode abgelesen werden kann, die seit der Vorbereitungsphase der Synode leitend war. Ein synodaler Stil, der nicht das Hauptziel hat, ein Dokument zu verfassen, das auch wertvoll und nützlich ist. Mehr als das Dokument ist es jedoch wichtig, dass eine Art und Weise des Seins und der Zusammenarbeit sich ausbreitet: von Jung und Alt, beim Zuhören und Erkennen, um zu pastoralen Entscheidungen zu gelangen, die auf die Realität reagieren." (eigene Übersetzung)
Dieser
synodale Prozess – wie das Abstimmungsergebnis zu den Absätzen 119 – 124 zeigt,
auch noch nicht ganz zu 100% bei den Bischöfen angekommen – ist es, der nun in
den Ortskirchen weitergeführt werden muss. Wie Papst Franziskus gestern noch in der Synodenaula sagte, muss der verabschiedete Text nun in den Herzen aller
ankommen, gären, inkorporiert und inkulturiert werden, in eine erneuerte
christliche Praxis fließen, eine Praxis der Begegnung, die Papst Franziskus in
der Abschlussmesse in einem Dreischritt entfaltet:
"Zuhören,
sich zum Nächsten machen, Zeugnis geben. (…) Der Glaube ist eine Frage der
Begegnung, nicht der Theorie. Jesus kommt durch die Begegnung und in der
Begegnung schlägt das Herz der Kirche. Also werden nicht unsere Predigten,
sondern das Zeugnis unseres Lebens wirksam sein." (Papst Franziskus in seiner Predigt)
(Screenshot: Papst Franziskus in seiner Predigt am 28.10.2018 über 'Zuhören, sich zum Nächsten machen und Zeugnis geben') |
Was bei uns von dem synodalen Geschehen dieser Tage in Rom ankommt und wie es strukturell, inhaltlich aber auch in einer erneuerten Praxis wirksam wird, frage ich mich.... und denke gerade bei der Erwähnung des stärkeren Zusammengehens von Jugend- und Berufungspastoral durch Bischof Stefan Oster gestern in der Pressekonferenz an das bereits am 21.10.2018 kurz erwähnte neue Paarkonzeptes www.berufungscoaching-partnerschaft.de bereits am kommenden und übernächsten Wochenende im eigenen Arbeitsbereich.
Herzlich
danke ich noch einmal auf diesem Weg Thomas Andonie, dem Vorsitzenden des BDKJ,
der schon bei der Vorsynode im März und jetzt bei der Jugendsynode als Auditor
teilgenommen hat, für die Gespräche jeweils zum Ende der Synodenwochen, allen
Freund*innen und Bekannten für das Verständnis, in den vergangenen Tagen abgetaucht
zu sein und Ihnen für jetzt für die freundliche Aufmerksamkeit. Wer möchte,
kann den gesamten synodalen Weg seit Beginn der Familiensynode des Jahres 2014 –
so wie ich ihn erlebte und in jetzt 94 Blog-Beiträgen festgehalten habe – auf
www.familiensynode.blogspot.de (wenn auch
in einem ‚älteren‘ Layout, dafür aber mit mehr 'Übersicht';-) nachverfolgen.
Ihr
Holger Dörnemann
NB Eine sehr gute, kurzgefasste und deutsche Zusammenfassung des Abschlussdokumentes der Jugendsynode mit vielen erläuternden Hinweisen finden Sie von P. Bernd Hagenkord SJ – etwa auch zu der die Synode (wie in diesem Blog am 9.10., am 10.10. und 17.10.2018 zitiert) bestimmenden Emmaus-Perikope, die jetzt ja auch die Gliederung des Abschlusstextes bestimmt – auf https://www.vaticannews.va/de .