Es
ist höchste Zeit!- oder: Die Statements der deutschen Bischöfe zur Freiheit,
der Maieutik in der Wahrheitsfindung und die Einbeziehung von Frauen in
Leitungsstrukturen
Während
in Deutschland – sicher auch durch die verkürzte mediale Berichterstattung –
das gestern in seinem inhaltlichen Kontext der Mittwochskatechese erläuterte
Zitat des Papstes zur Abtreibung und ebenso wie der auch von dem als Experten
zur Synode geladenen P. Clemens Blattert SJ mit Unverständnis und Enttäuschung
zur Kenntnis genommene Entzug des ‚Nihil obstat‘ für den
Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen Prof. Dr. Ansgar Wucherpfennig SJ (in einem Solidaritätsbrief der Frankfurter Pfarrer und auch durch den Jesuiten P. Klaus Mertes SJ) diskutiert werden,
sind es in Rom die Stimmen unserer deutschen Delegation, die mit Bischof Dr.
Stefan Oster, Bischof Felix Genn und Kardinal Reinhard Marx und einem freien
Statement von Thomas Andonie für Aufmerksamkeit sorgen.
(https://t.co/pj5QONjB4J) |
Obwohl
sich Bischof Stefan Oster (bereits gestern Nachmittag zu den Nr. 120 ff im 4. Kap.des II. Teiles des Instrumentum laboris) und Bischof Felix Genn (zu Nr. 115 im 3. Kap. des II. Teiles) sich in ihren Statements auf verschiedene Ziffern und
Kapitel des Arbeitspapieres beziehen, zielen ihre Aussagen doch beide auf eine
adäquate, die Freiheit des einzelnen Jugendlichen respektierende Begleitung.
Während Bischof Oster „einen relationalen Begriff von Freiheit […vorschlägt],
der die Jugendlichen in ihrer Sehnsucht nach Freiheit ernst nimmt und sie
zugleich tiefer in eine existenzielle Dimension von Freiheit führt“, die für
Bischof Oster in Jesus Christus ihren letzten Grund findet, sieht Bischof Genn
ebendiese Freiheit in Gefahr, wo ich mich dazu verleiten lasse, in einer
Begleitung, Beichte oder einem seelsorgerischen Gespräch, in einer Art
“geistlichen Missbrauch, dem anderen meine Entscheidung, die ich bei ihm für
richtig halte, aufzuzwingen, statt ihm die Freiheit zu lassen.“
"Ich möchte betonen, dass wir die Jugendlichen zu begleiten haben, indem wir durch intensives Zuhören geradezu maieutisch die Wahrheit hervorrufen, die bereits in ihnen lebt, um sie von dort zu einer inneren Umkehr weiterzuführen in die Nachfolge Christi." (Bischof Felix Genn)
Das
Thema der Prävention sexueller Übergriffigkeit und Gewalt wird auch im
Statement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz mit der vorgestern
in diesem Blog angesprochenen Thematisierung der Einbeziehung von Frauen in
Leitungsämter in der Katholischen Kirchen berührt.
"Frauen in kirchlichen Führungspositionen tragen entscheidend dazu bei, geschlossene klerikale Zirkel aufzubrechen." (Kardinal Reinhard Marx)
Die
umfangreiche Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische
Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen
Bischofskonferenz“ (2018) habe gezeigt, dass vor allem „klerikale Strukturen
und eine klerikale Amtsführung in der katholischen Kirche“, […]
zu solch massivem sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung in der Kirche
beigetragen haben.“
Kardinal
Marx fordert auch „eine Streitkultur [neu zu]
lernen, um uns argumentativ und orientierend in die gesellschaftlichen Debatten
zu zentralen Grundfragen des Menschseins, wie der Sexualität, der Rollen von
Frauen und Männern und der menschlichen Beziehungsgestaltung“ einbringen zu
können. Und er schließt suggestiv:
"Es ist höchste Zeit!"