Make
noise! How young people react in the synod hall and about the humble mission of
Pope Francis
Heute
Morgen hatte ich wieder Gelegenheit, Thomas Andonie auf dem Weg zur
Kleingruppenarbeit zu sprechen, die seit gestern wieder die Arbeitsform des
intensiveren Austausches in den Sprachgruppen ermöglicht. Und er berichtet mir
von dem lebhaften Mitgehen der Jugendlichen in der Synodenaula, die jeden
Beitrag eines Synodenvaters, der eines ihrer Jugendthemen aufgreift und in
ihrem Sinne trifft, mit entsprechendem Applaus und zustimmenden Rufen
konnotieren. Bischof Barron berichtete gestern ebenfalls von diesem „Whooping“,
und wie sehr es ihm gefällt. Und das tut es wohl ebenfalls Papst Franziskus,
der die jungen Erwachsenen in den hinteren Rängen extra besuchte und auch darin
bestärkte weiter ‚Lärm zu machen‘.
Pope Francis just walked up the stairs to our section in the Synod hall to meet the young people! He told us to keep making noise! We have introduced for the first time whooping/hollering into the synodal process for especially good Bishop interventions.(@jlewDistrict) |
Diese
Aufforderung gab Papst Franziskus auch der heute zur Pressekonferenz geladenen
mexikanischen Auditorin Corina Fiore Mortola Rodríguez mit auf ihren Weg, die berichtet, wie
Papst Franziskus einmal während einer Pause plötzlich hinter ihr und einem
indischen Freund stand und sie nach einem kurzen Gespräch ebenfalls aufforderte das
Synodengeschehen in ihrer Weise mit Aufmerksamkeit zu begleiten, zu
applaudieren und sich einzubringen. Voller Temperament berichtet sie, dass sie
froh sei hier zu erfahren und zu teilen, dass Kirche „nicht der Purpur der
Synodenväter“, sondern in der hier erfahrbaren „Energie“ der Jugendlichen, die
„wie ein Hurrikan, in einem guten Sinn“ wirke, anwesend sei.
Auch
für Kardinal Wilfrid Fox Napier, Erzbischof von Durban (Südafrika), der bereits
zum achten Mal an einer Bischofssynode teilnehme, ist diese Synode
„einzig“: In der Vorbereitung über alle
Phasen und Zwischenstationen mit der Anwesenheit von Papst Franziskus, über die
Beteiligung der jungen Erwachsenen (insbesondere in den Kleingruppen) und die
immer auch durch das aufmerksame dreiminütige Schweigen, Innehalten und Reflektieren
nach jeweils 5 hintereinander vorgetragenen und z.T. aufrüttelnden Statements
der Synodenteilnehmenden. Im wahrsten Sinn „genervt“ ist er – und nicht erst
seit der Familiensynode (s. Blog-Beitrag vom 14.10.2014) als ein im guten Sinn als konservativ bekannter Bischof
des afrikanischen Kontinents – von der Attitude bestimmter Kräfte in der
Kirche, jedes Handeln des Papstes immer auch mit einem kritischen Kommentar zu
versehen.
"Yes, I find it quite enervating that every time something is reported about Pope Francis, a negative is added onto it."
Und
Kardinal Napier redet weiter unumwunden Tacheles wider eine – von einem
fragenden Journalisten als „bodenlos“ bezeichnete – kolportierte Papstkritik
konservativer Medien, wie wir sie im deutschsprachigen Raum etwa über das Magazin www.kath.net beinahe täglich lesen müssen: Papst Franziskus sei im Konklave 2013 gewählt worden,
weil die anwesenden Kardinäle sich bewusst waren, dass sie jemand wählen
wollten, der die Kirche erneuern und wiederaufzubauen versteht.
„Accountibility“, echte Verantwortlichkeit, selbst in Finanzfragen mit
veröffentlichten Budgets (die dafür früher wie er aus aller Welt in den jeweiligen
Fachgremien zusammengerufenen Bischöfe fanden sich zuvor in vergleichsweise freundlichen
Gesprächsrunden eingeladen) sei erst mit dem Beginn des Pontifikats von Franziskus
nach und nach in die Dikasterien des Vatikans eingezogen. Aber über das
Beispiel der Finanzen hinaus ist Kardinal Napier vor allem von der demütigen
Haltung des Papstes fasziniert und erinnert dafür seine ersten Eindrücke nach
der Wahl des neuen Pontifex.
"Nach der Wahl eines Papstes sei es üblich, dass der Neugewählte in seiner neuen weißen Gewandung die Glückwünsche der Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle entgegennimmt. Franziskus sei aber – nach einem kurzen Gebet – zunächst direkt zu denjenigen Kardinälen gegangen, die, gehbehindert, nicht mehr den Weg von sich aus hätten gehen können: für Kardinal Napier ein sprechendes Beispiel für viele andere, wie bei Franziskus Rede und Handeln eins seien."
Die
Botschaft darin:
„The ministry oft the Church, of all of us, ist to reintroduce Jesus through our life. (...) That’s my dream“.
Ich
schließe heute mit einem Eindruck an ein sehr persönlich vorgetragenes,
aufrüttelndes Statements vorgestern Vormittag in der Synodenaula, auf das Thomas Andonie heute
Morgen ebenfalls zu sprechen kommt, als er von den Beiträgen der jungen
Zuhörer erzählt. Es steht im letzten auch für die „Konsistenz von Lehre und
Leben“, von der Kardinal Napier, aber genau in dieser Formulierung auch der ebenfalls
zur Pressekonferenz geladene Kardinal Juan José Omella Omella, Erzbischof von
Barcelona, berichtet hatte.
"Safa hatte die Synodenaula in seinem frei vorgetragenen Synodenstatement bewegt, als er von den Erfahrungen berichtet, wie die einst stattliche, mehrere Millionen umfassenden Gläubigenzahl über das Kriegsgeschehen im Irak auf wenige Hundertausende dezimiert wurde und viele Jugendliche, die sich nach den Gottesdiensten immer auch für das nächste Mal hin verabschiedeten, nicht mehr wiederkamen, weil sie Scharfschützen zum Opfer gefallen waren."
Für Thomas
Andonie ist diese Erfahrung auch ein Beispiel dafür, dass jenseits der Themen,
die die Jugend hier in Deutschland und der westlichen Welt bewegen (wie die
Sexualmoral, die auch die Perspektiven der Jugend einbezieht – auch für Safa
ein Thema –, die Rolle der Frau etc.) auch die weltweite Solidarität mit den
Armen und der Einsatz für den Frieden in der Welt als Thema dieser Synode
obenauf liege und alle Synodenteilnehmenden untereinander verbinde.
Papst
Franziskus verabschiedete heute Safa persönlich im Gästehaus St. Martha, dessen Mutter, an Krebs
erkrankt, seine Anwesenheit noch mehr erfordert.
Safas Glaubenszeugnis, das mir
in den letzten beiden Tagen an den verschiedensten Stellen immer wieder begegnete, verbindet wohl im Tiefsten alle am morgigen Sonntag, den 14.
Oktober Heiliggesprochenen – wie insbesondere mit Oscar Romero.