Über
den Dialog der Generationen, die Heiligkeit in der Schwachheit und das allgegenwärtige
Thema Nr. 1
Während
die Arbeitsgruppen am heutigen Montag der zweiten Synodenwoche sich am
Nachmittag bereits an die Abstimmung von Eingaben und Überarbeitungsvorschlägen
(Modi) zum ersten Teil des Instrumentum laboris machen, stehen bei der
Pressekonferenz – in der Zusammenschau der Beiträge in den Statements der Gäste
und der nachfolgenden Rückfragen der Journalisten – drei Themen im Vordergrund.
Rückblickend
kennzeichnet für Erzbischof Charles J. Scicluna (Malta) die ersten Synodentage vor
allem der Austausch, die Begegnung zwischen den Generationen. Ein Wort Papst
Johannes’ XXIII. aufnehmend, müsse die Jugend realisieren, „dass die Welt schon
vor ihnen war, und die Alten, dass die Welt auch nach ihnen bestehen werde.“
Und Erzbischof Scicluna verweist auf Papst Franziskus der bereits in seiner
Eröffnungsrede in der Synodenaula die Voraussetzungen für den synodal anstehenden
„Dialog und die Begegnung unter den Generationen“ benannte und als Voraussetzung
für das „Rendezvous mit der Zukunft“ davor warnte,
„die Alten als ‚altes, vergangenes und langweiliges Zeug‘ zu betrachten und dabei zu vergessen, dass es töricht ist, immer bei Null beginnen zu wollen, als ob das Leben nur mit jedem von ihnen anfangen würde. In Wirklichkeit bleiben die Alten trotz ihrer körperlichen Gebrechlichkeit immer das Gedächtnis unserer Menschheit, die Wurzeln unserer Gesellschaft, der ‚Puls‘ unserer Zivilisation.“ (eigene Übersetzung)
Und der
Erzbischof greift noch einmal die Bildsprache von Papst Franziskus, der auch
auf dem Fest der Jugend die Alten als „die Wurzeln“ bezeichnete, aus denen
heraus der Baum und die Blüten erwachsen. Und ebendieses Sprachbild der ‚Wurzeln‘
berichtet wenig später in seinem Statement und auf Nachfrage ein weiteres Mal
Emmanuel Gobilliard, Weihbischof von Lyon, als er mit Leuchten in den Augen von
einer selbstgemachten Videobotschaft für die Jugend von Lyon erzählt, in der
Papst Franziskus die Bedeutung der älteren Generation für die Jugend in
derselben Weise und mit weiteren guten Ratschlägen anspricht.
Für
den italienischen Psychologie-Studenten und Auditor Thomas Leoncini – mit ihm
würde ich den zweiten Themenschwerpunkt der Pressekonferenz und dieses Tages
verbinden – ist der Einbezug der verschiedenen Lebensgeschichten junger
Erwachsener das hervorstechende Kennzeichen der Synode und die Weise, wie er
Papst Franziskus als beispielhaft für die Kirche ansehe: Wie die
Lebensgeschichten Jugendlicher in ihren Schwierigkeiten, auf Abwegen, bar jeder
Zukunft ohne Verurteilung wahrgenommen und darin auch wirklich angenommen
seien. Das sei „der wichtigste Aspekt“. Und dann erzählt Thomas Leoncini
wahrscheinlich die frei vorgetragene Eingabe von Papst Franziskus vom Freitagvormittag,
die am Samstag noch Thomas Andonie beeindruckte, nach der ein junger Priester
Papst Franzikus gefragt habe, wie er einen Atheisten überzeugen könne. Der
Papst habe dem Priester damals gesagt, er soll nicht überzeugen, sondern das
Leben mit ihm leben und ihm sein Leben zeigen. Das sei die Weise, wie dieser
ihm folgen werde. „Imitati il Papa!“, waren die eindrücklichen letzten Worte von
Thomas Leoncini zu den Journalisten.
‚Die
unbedingte Annahme jedes Menschen‘ ist auch die Antwort, die der Lyoner
Weihbischof Emmanuel Gobilliard kurzgefasst auf die nach Nachfrage nach dem
Umgang mit homosexuellen Menschen gibt. Für Weihbischof Gobilliard bedeutet mit
Menschen umzugehen, sie gerade nicht Kategorien einzuteilen.
"Wir müssen die Pastoral aus der Beziehung heraus gestalten, ohne jemanden von der Begegnung mit Jesus auszuschließen.“Der Herr liebe uns in der Individualität und Identität und nicht als Teil einer namenlosen Menge. ‚Die Kunst der Begleitung‘, aus den Familiensynoden und den päpstlichen Schreiben Evangelium gaudium (EG 169) und Amoris laetitia gut bekannt, klingt hier an, selbst wenn die grundsätzliche Behandlung der Themen Homosexualität/Sexualität sicher auf dieser Synode noch weiter stattfinden wird.
Eine
ähnliche Tiefe erreichte für mich später ein Zitat aus dem Apostolischen
Schreiben Gaudete et Exsultate, nach der die Heiligkeit „die Begegnung deiner
Schwäche mit der Kraft der Gnade“ sei (GeE 34). Charles J. Scicluna benannte dieses Zitat als er auf wiederholte Nachfrage aus dem Auditorium der Journalisten zu den Konsequenzen der Missbrauchsskandale in der Welt darauf zu sprechen kam: Ja, er
habe auf seinen Reisen als päpstlicher Gesandter in einigen von
Missbrauchsskandalen erschütterten Staaten Südamerikas – zu Recht – gehört: „Shame on you“. Yes, shame on me.“ Es
sei seine Weise gewesen mit den Opfern zu weinen, diese Scham zu empfinden, gedemütigt
zu sein und darüber mit ihnen im Gespräch zu sein. Dies und nur dies sei der
Weg, den Opfern zu begegnen. Und der nächste Schritt – nach der Übernahme von
Verantwortung und Konsequenzen wurde ebenso gefragt – wäre die im Februar
einberufene Versammlung der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen im Februar
2019 in Rom. Dass es hier strukturelle Konsequenzen geben müsse, könne im
Rahmen der Jugendsynode nur zu einem bemessenen Teil adäquat beschrieben werden
– auch wenn die Thematik im Abschlussdokument, so Erzbischof Charles J.
Scicluna sicher einen breiteren Raum ausnehmen werde als im
Vorbereitungspapier, dem Instrumentum laboris.
Quelle: https://bit.ly/2OzQaWQ